Die Marvel Superhelden-Sammlung 40 - Silver Surfer, Panini

Roter Sammelwahn Nr.40: Der Silberstreif am Horizont

Die Bewohner des Planeten Zenn-La haben im Prinzip alles erreicht, was man als Zivilisation erreichen kann. Sie verbringen ihr Leben in fast schon langweiliger Harmonie, Kriege gibt es nicht mehr und auch die anderen Hindernisse des täglichen Lebens, z.B. das Lernen, werden bequem mit Hilfe von technischen Errungenschaften gelöst. Selbst die Erforschung des Weltraums begann irgendwann zu langweilen und so zog man sich vollständig in die heimatlichen Gefilde zurück. Einzig Norrin Radd empfindet dieses Dasein als lustlos und er beginnt zu ahnen, dass die zunehmende Dekadenz seines Volkes auch dessen Untergang sein wird. Seine Befürchtung wird wahr, als sich der Weltenverschlinger Galactus auf der Suche nach Nahrung ausgerechnet Zenn-La als Pausensnack auserwählt hat - Norrins Stunde scheint gekommen, jedoch gelingt es ihm, einen schicksalhaften Handel mit Galactus auszuhandeln, der ihn für alle Ewigkeit an diesen bindet und als dessen Herold "Silver Surfer" dazu verurteilt, von nun an selbst Welten zum Verschlingen auszuwählen.

Viele Jahre später hat sich der Surfer von seinem Meister losgesagt und widmet sich insbesondere dem Schutz des Planeten Erde vor Galactus´ewigem Hunger. Doch dieser hat sich einen neuen Herold gewählt, der sichtbare Freude an der drohenden Weltenzerstörung und im Gegenzug auch keinerlei Skrupel an seiner Rolle entwickelt. Als der Silver Surfer feststellen muss, dass ihm dieser neue Gegner haushoch überlegen ist, ruft er alle anderen bisherigen Herolde zusammen, um der Bedrohung entgegenwirken zu können. Doch unter diesen befindet sich auch Terrax, der mit dem Surfer ebenfalls noch eine gewaltige Rechnung offen hat...

Der in dieser Ausgabe neu koloriert beinhaltete Klassiker aus dem Jahre 1968 ist eine der wenigen Geschichten aus jener Comic-Ära, die ich immer wieder ansehen und lesen könnte. Dies liegt zum einen an der vergleichsweise eigenständigen Geschichte, die zudem mit Figuren aufwarten kann, die nicht den zeittypischen Schwarz-Weiß-Klischees entsprechen. Man könnte vielleicht den dezent-nervigen Weltschmerz als kleinen inhaltlichen Stolperstein mockieren, aber das wäre wahrlich kleinlich.
Auch das zweite Abenteuer, diesmal eines aus den frühen Neunzigerjahren, liest sich flott und kurzweilig. Zwar bietet die Geschichte von der Grundkomposition her wenig Neues (fieser neuer Bösewicht trifft auf etablierten Helden, verbeult diesem ordentlich die Visage, woraufhin der Surfer dann seine Kollegen aktiviert, um dem weiter erstarkenden Fiesling seine Grenzen aufzuzeigen...), kann dies aber durch die nicht unsympathischen Figuren und eine gewisse galaktische Epik ganz gut wieder Wettmachen. Am wichtigsten scheint aber, dass beide Stories tatsächlich repräsentativ für den Helden stehen und ihn nicht zum Nebendarsteller degradieren, wie dies schon manchmal im Rahmen der Sammlung war. Künstlerisch überzeugen beide Titel mit ihrer klaren nostalgischen Kante und den sich sichtbar verfeinernden Zeichnungen der Neunziger ebenfalls. Als Boni gibt es die obligatorische Charakterbiografie, so wie die ebenfalls selbstverständliche Entstehungsgeschichte der Figur nebst einer doppelseitigen Galerie mit einigen Inkarnationen des "Silver Surfers".

Unterm Strich bleibt endlich mal wieder ein Band, der den Anspruch der Sammlung, nämlich die legendären Marvel-Helden einem mehr oder weniger neuen Publikum vorzustellen und zugänglich zu machen, auch tatsächlich erfüllen kann. Wer nach einem günstigen Erstkontakt mit der Figur sucht, kann bedenkenlos zugreifen.